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Rock-Ikone tänzelt mit Tambourine

Chantal meets Tony Sheridan Konzert - Hommage an die Musik der Beatles und Verbeugung vor dem Rock`n Roll der 60er

So mancher der 630 Zuhörer in der ausverkauften Theodor- Fliedner-Halle fühlte sich wohl fast schon ein bisschen wehmütig an die 60er-Jahre erinnert, als der 62-jährige Tony Sheridan, die Gitarre lässig um den Rücken geschnallt, die Bühne betrat. Die Rock-Ikone, auch schon mal als "Lehrer" der Beatles apostrophiert, und Chantal rockten los, als wollten sie den Fab Four aus Liverpool ein weiteres musikalisches Denkmal setzen.

BAD KREUZNACH. Gleich bei den ersten Akkorden des balladesken Openers "Why" war schon etwas zu spüren von Tony Sheridans treibender E-Gitarre, den unverkennbaren Beat-Riffs, die so unverwechselbar an die frühen Beatles und den Rock`n Roll eines Chuck Berry erinnern. Das Alzeyer Instrumental-Ensemble Chantal glänzte als Backup- Group. Vor allem Chantal-Pianist Peter Breitmann haute dabei kräftig in die Tasten, um Sheridans Groove zu folgen und zu unterstützen. Es folgte im Stil von "Twist and Shout" "My Bonnie is over the Ocean". Jenes Stück, das Sheridan am 22. Juni 1961 zusammen mit den jungen Beatles als Backing Group in der Friedrich- Ebert-Halle in Hamburg einspielte. Die erste kommerzielle Aufnahme der Fab Four, bei der Sheridan noch sang und die Leadgitarre spielte.

Untypische Besetzung

Chantal meets Tony Sheri dan, das heißt auch typische Beatmusik mit untypischer Besetzung: Dennoch vermischen sich die akustischen Instrumente des Ensembles nahezu nahtlos mit dem Rock und Beat Sheridans, verschmelzen zu einer harmonischen Einheit, selbst wenn der Funke nicht so recht aufs Publikum überspringen wollte, die Atmosphäre eher einem Kammermusikabend ähnelte als einem Rockkonzert. Der Begeisterung tat dies indes keinen Abbruch. Mit der Sheridan-McCartney-Komposition "Tell me if You can", einer wunderschönen melancholischen Ballade, arrangiert mit Flöte und Harfe, verabschiedete sich Sheridan fürs Erste.

Mit Stücken aus der Frühphase der Beatles eröffnete Chantal den zweiten Block. Klassiker, wie die Mundharmonika-Hymne "Love me do", das unverwüstliche "Help" über das fetzige "Roll over Beethoven" von Chuck Berry bis zu "We can work it out", "Penny Lane", "And I love her" und "Magical Mystery Tour", erklangen in neuen Klängen, immer dicht am Original, doch in ungewöhnlicher Instrumentierung und unverwechselbarer, charakteristischer Chantal-Handschrift.

Rock meets Klassik: Mit ausgefeilten, eigenwilligen Arrangements - Harfe, Flöten, Oktavgitarre, Violine, Querflöte oder Mandoloncello - stellte das zehnköpfige Ensemble einmal mehr beeindruckend und virtuos unter Beweis, dass dies kein Widerspruch sein muss. Das Temperament der frühen Beatles- Songs, ihre Ausdrucksstärke, Lebendigkeit und Poesie sowie die einzigartigen, großartigen Melodien kamen erstklassig rüber, verzauberten und begeisterten, selbst, wenn der Beat-Groove ohne Sheridan eher in den Hintergrund rückte. Von dem George-Harrison-Stück "Here comes the Sun", John Lennons "You`ve got to hide your love away" "über Ringo Starrs "It don`t come easy" ging die musikalische Reise weiter bis zu der Paul-McCartney-Komposition "Mother nature`s son" vom White Album, "Let it be" und den beiden Wings-Stücken "My Love" sowie "Band on the Run".

Zuhörer mitgerissen

Mit Sheridan kehrte dann der Beat wieder zurück auf die Bühne. Mit mitreißenden, vorwärtstreibenden Gitarrenriffs rockte der 62-Jährige im Schlussteil, riss Chantal und auch die Zuhörer mit, so dass dann doch noch Einzelne von ihren Stühlen aufstanden und mitswingten, als Sheridan über Buddy Holly und sogar "All right now" von The Free mit dem spärlich instrumentierten, eigenwillig gesungenen Evergreen "Yesterday" den Weg wieder zurück zu Paul, John, George und Ringo fand, bevor er sich mit einer eigenen Komposition, dem seiner Frau gewidmeten "Someone" von seiner CD "Vagabund", von seinen Fans verabschiedete. Vereinzelte Tony- Rufe, und als Zugabe "A hard days night" als Instrumental, aber mit einem mit dem Tambourine tänzelnden Sheridan beendeten ein außergewöhnliches Konzert, eine beeindruckende Hommage an die Musik der Beatles und eine Verbeugung vor dem Rock`n Roll der 50er- und 60er-Jahre. Harald Gebhardt.

 

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