Sühne für einen Brudermord ?


so die Sage war der Grund für die Errichtung der Felsenkirche rund 60 Meter über der Stadt in einer Nische des Kirchfelsens. Längst ist dieses sagenumwobene Wahrzeichen Idar-Obersteins weit über die Grenzen Europas hinaus bekannt. Die Burgruine Bosselstein auf dem Felsen über der Kirche war einst das Schloß der Herren von Oberstein. Mitte des 11. Jahrhunderts wohnten der Sage zufolge zwei Brüder auf der Burg, Emich und Wyrich. Das schöne Ritterfräulein Berta von der Lichtenburg liebte den jüngeren Emich voller Inbrunst. Während Wyrich bei Freunden zu Gast war verlobte sich Emich mit Berta. Zurückgekehrt geriet Wyrich ob der Verlobung so in Rage, daß er seinen Bruder aus einem Burgfenster in den Abgrund stürzte. Jahrelang irrte er dann auf Schlachtfeldern umher, um den Tod zu finden, was ihm nicht gelang. Schließlich kehrte er in die Heimat zurück. Die schöne Berta war inzwischen verstorben. Am Grabe Bertas beichtete Wyrich einem Abt seine Schuld. Dieser trug ihm auf als Sühne für seine Untat mit eigenen Händen eine Kapelle zu bauen und zwar an der Stelle, an dem man den Leichnam seines Bruders gefunden hatte. . Viele Jahre arbeitete Wyrich an der Kapelle, beseelt von dem Wunsche, Gott möge ihm seine Schuld vergeben. Als er den Bau vollendet hatte, entsprang dem Felsen ein Quell, der heute noch in der Kirche fließt. Bei der Einweihung der Kapelle sank Wyrich am Altar vor dem Abt tot nieder. In der Gruft, die er für die Gebeine seines Bruders gemeißelt hatte, fand er zusammen mit Emich seine letzte Ruhestätte.

Urkundlich nachgewiesen ist der Bau der Felsenkirche in den Jahren 1482 - 1484 durch den damaligen Inhaber der Reichsherrschaft Oberstein, Wyrich IV.

Der Besucher erreicht die Kirche über ca. 230 Treppenstufen vom historischen Marktplatz Oberstein aus zu Fuß.

Im Innern des Gotteshauses befindet sich eine imposante Orgel aus dem Jahre 1756. Das über der Hauptempore angebrachte Bild zeigt einen der letzten Herren von Oberstein aus dem Hause Daun, unmittelbar nach der Reformation mit seiner Frau. Deren ältester Sohn war Graf Philipp Franz, ein bekannter Förderer der Idar-Obersteiner Schmuckindustrie, womit der Bogen zu den Edelsteinen wieder gespannt wäre. In einer Vitrine befindet sich ein Kruzifix aus Bergkristall des Obersteiner Meisters Karl - August Schmelzer. Das danebenstehende naturgewachsene Achatkreuz, das in dieser Form in Brasilien gefunden wurde ist bislang einmalig auf der Welt. Neben weiteren Kunstschätzen verdient insbesondere das außergewöhnliche Altarbild eines unbekannten Meisters der Mainzer Schule besondere Erwähnung,.

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05012001